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Das 49-Euro-Ticket: Was es uns in Hamburg bringt und welche Fragen noch offen sind

Das Deutschlandticket macht Tabula rasa mit den Tickets im hvv und man kann es getrost als Revolution im deutschen Tarifdschungel bezeichnen. Das ist einerseits der große Vorteil, gleichzeitig macht es die Einführung kompliziert. Welche Fragen noch offen sind und wie wir Hamburger*innen vom Deutschlandticket profitieren.

Das Deutschlandticket ist der Nachfolger des 9€-Tickets, das 2022 ein echter Sommerhit war. Wie das 9€-Ticket gilt das Deutschlandticket deutschlandweit rund um die Uhr in der 2. Klasse im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), also nicht im Fernverkehr (ICE, IC, EC, Fernbusse). Es ist nicht übertragbar, aber du kannst natürlich für eine andere Person, z. B. für dein Kind, ein Ticket kaufen. Kinder <6 Jahre fahren weiterhin kostenlos, aber eine Mitnahmemöglichkeit für Kinder von 6-14 Jahren wird es mit dem Deutschlandticket nicht geben.

Der Einführungspreis beträgt 49 Euro/Monat, doch Bund und Länder haben vereinbart, dass ab 2024 der Preis an die Inflationsrate angepasst werden soll. Ende 2024 werden Bund und Länder über die Fortführung des Tickets verhandeln. Von Hamburger Seite aus werden wir auf eine Fortführung hinarbeiten!

Ticket per App oder Chipkarte – Papierlösung noch offen

Das Deutschlandticket sollte eigentlich nur digital per App oder für Menschen ohne Smartphone mit einer Chipkarte verkauft werden. Aktuell wird aber auch das Papierticket diskutiert, Voraussetzung ist ein digital auslesbares Format, z. B. ein QR-Code.

Der Hamburger Ticketdschungel lichtet sich

49 Euro machen alle Abos und den überwiegenden Teil der Ticketangebote im hvv auf einmal überflüssig. Der Ticketdschungel lichtet sich erheblich, es bleiben nur noch die Tickets erhalten, die günstiger sind als 49 Euro.

Bei Hamburg AB sparst du 49%

Und hier zeigt sich schon: Für uns Hamburger*innen lohnt sich das Deutschlandticket so richtig! Wer ein Hamburg-AB-Abo hat, spart über 49% und wer ein Gesamtnetz-Abo hat spart über 77% pro Monat. Auf ein Jahr gerechnet können das bis zu knapp 2.000 Euro Ersparnis sein. Natürlich kommt noch die deutschlandweite Gültigkeit dazu, die Fahrt nach Bremen zum Weihnachtsmarkt oder nach Ostfriesland in den Urlaub spart man also auch noch ein.

Hamburger Sozialticket passt endlich in den Bürgergeld-Regelsatz

Mit dem Hamburger Sozialrabatt (24,80 Euro) wird das Deutschlandticket für Personen, die existenzsichernde Leistungen nach SGB II, SGB XII oder AsylbLG erhalten, noch 25,10 Euro/Monat kosten. Der Bürgergeld-Regelsatz für Mobilität beträgt 45,02 Euro. Das bedeutet deutschlandweite Mobilität und damit erhebliche Freiheiten und eine große Erleichterung für Menschen mit wenig Geld!

Noch offen: Jobticket nochmal 30% günstiger?

Noch nicht ganz in trockenen Tüchern ist ein vergünstigtes Ticket für Arbeitnehmer*innen. Angedacht ist, dass wenn die*der Arbeitgeber*in das Deutschlandticket mit 25% bezuschusst, geben Bund und Länder weitere 5% hinzu. Das Deutschlandticket kostet dann nur noch etwas mehr als 34 Euro/Monat. Der Gedanke dahinter ist, dass mehr Wenig-Fahrer*innen sich das Ticket kaufen und sie öfter auf den ÖPNV umsteigen werden.

Upgrade-Möglichkeit für das Semesterticket denkbar – deutschlandweite Rabatte für Schüler*innen, Freiwilligendienstleister*innen oder Rentner*innen nicht in Sicht

Die Idee des Deutschlandtickets hat in den Ländern große Wellen geschlagen, nicht alle sind davon überzeugt und so wird sich um den kleinsten gemeinsamen Nenner bemüht. Das bedeutet, dass deutschlandweite Rabattierungen für Schüler*innen, Rentner*innen oder FSJler*innen nicht in Sicht sind, genauso wenig wie eine Fahrradmitnahme oder die Mitnahme von Kindern zwischen 6 und 14 Jahren. In Hamburg werden die Preise für Schüler*innentickets natürlich nicht steigen, das Schüler*innenticket bleibt erhalten, ebenso die Zuschusslösungen für Azubis oder FSJler*innen. Senior*innen zahlen bisher für Hamburg AB 54 Euro/Monat und sparen somit 9% und erhalten zusätzlich deutschlandweite Mobilität.

Einzig beim Semesterticket bestehen noch Hoffnungen – allerdings nicht auf einen Rabatt. Sondern auf die Möglichkeit, das Semesterticket (das zzt. rund 31 Euro/Monat für den überwiegenden Teil des hvv-Netzes kostet) „abzugraden“, also den Differenzbetrag zu den 49 Euro optional dazu zu geben. Sonst müssten Studis mehr zahlen, nämlich das Semesterticket und die 49 Euro.

Einführung am 1. Mai – Zustimmung der EU-Kommission und Gesetzesänderung noch offen

Das Einführungsdatum hat sich bereits mehrmals verschoben, jetzt ist der 1. Mai fix. Grund für die Verzögerungen war hauptsächlich die Finanzierungsfrage. Das Deutschlandticket kostet eine Menge Geld (und das ist gut so, denn öffentlicher Nahverkehr ist Daseinsvorsorge!) und ist ein noch nicht zuvor dagewesenes Ticket. Bund und Länder finanzieren es mit jeweils 1,5 Mrd. Euro pro Jahr, doch bis vor Kurzem war nicht geklärt, wer die Mehrkosten finanziert, wenn das Ticket mehr als diese 3 Mrd. Euro pro Jahr kostet. Mittlerweile werden auch diese Kosten hälftig zwischen Bund und Ländern geteilt.

Für das Deutschlandticket muss noch das Regionalisierungsgesetz angepasst werden. Unter anderem wird darin voraussichtlich gelöst werden, dass übergangsweise nicht jeder Verkehrsverbund bzw. jedes Bundesland eine Tarifänderung beim Bund beantragen muss. Denn jedes einzelne Ticketangebot muss beantragt und genehmigt werden. Das wäre ganz schön viel Arbeit. Der Beschluss über die Änderung des Regionalisierungsgesetzes steht noch aus.

Offen ist außerdem noch die Zustimmung der EU-Kommission. Diese muss zustimmen, weil das Deutschlandticket beihilferechtliche Fragen berührt.

Das Deutschlandticket entlastet – insbesondere uns Hamburger*innen.

Vom Deutschlandticket profitieren also vor allem die Pendler*innen und Viel-Fahrer*innen. Und das ist auch nicht verkehrt, denn gerade für Viel-Fahrer*innen werden Busse und Bahnen so preislich deutlich attraktiver als das Auto. Auch Personen, die existenzsichernde Leistungen erhalten, werden entlastet, sie haben eine hamburgweite und deutschlandweite Mobilität für wesentlich weniger Geld als bisher. Gleichzeitig wäre der Arbeitnehmer*innenanteil für das diskutierte rabattierte Jobticket (siehe oben) nur noch etwa 10 Euro vom Sozialticketpreis entfernt. Ein Pauschalpreis kann nicht gerecht sein, aber klar ist:

Das Deutschlandticket entlastet – insbesondere uns Hamburger*innen.

Stand: 01.02.2023

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